Diplom und «Imagine» für Führung und gegen Fake News

Diplome für 35 neue Hotelführungskräfte, Schweizerische ­Hotelfachschule Luzern: Diplomfeiern sind Landung und Start zugleich. Wer ein Berufs­diplom erreicht, legt nach einer anstrengenden ­Bildungsreise eine Ziellandung hin. So wie es 35 dipl. Hôteliers-Restaurateurs HF und dipl. Hôtelières-­Restauratrices HF an der SHL Schweizerischen Hotel­fachschule Luzern gelang. Aber auch «Ehrenrunden» schaden nicht.

Gestartet waren die Studierenden der SHL des Jahres 2022 mit dem sehr interpretationsfähigen Motto «SHL Space Taxi». Diesem Motto nahm sich die SHL-Direktorin Christa Augsburger auch in ihrer Diplomansprache an. Sie verglich die verschiedenen Ausbildungsstationen mit den Sternen unseres Sonnensystems, auf denen das SHL-Space-Taxi einen Halt machte oder manchmal bloss in Sichtweite an ihnen vorbeiflog.


Knotenpunkt Frontoffice

Eine wichtige Station im Space-Flug ist in ihrer Darstellung der Merkur, benannt nach dem Götterboten, dem Gott der Kommunikation. Im Hotel ist das Frontoffice der Kommunikationsknotenpunkt. Da ist der Dreh- und Angelpunkt des Systems, des Netzwerks Hotel. Hier gelte es, entstandene Knoten durch Vermittlung zu lösen. Egal, ob sie durch «schwierige Kunden, Marsmenschen oder E.T.» verursacht worden sind, meinte Augsburger augenzwinkernd. Wer im SHL-Studium eine Ehrenrunde drehen muss und eine Prüfung zu wiederholen hat, solle daran nicht verzweifeln. «Solche Umwege», so Christa Augsburger, «erhöhen die Welt-All-Kenntnisse.»


Prüfungen stören

Zu Prüfungen äusserten sich auch Sabrina Zwicky und Lars Betschart in ihrem launigen Rückblick auf das Studium: «In unserer Ausbildung sind wir Profis der Apérokultur geworden; leider ist sie nicht geprüft ­worden.» Sie plädierten auch für ein Prüfungsverbot während der Luzerner Fasnacht. Die Guggenmusikklänge sollten nicht die Prüfungen stören. Gemeint war, dass Prüfungen nicht die Fasnacht stören sollen. Keine Fragen liess ihr Sprüche-Fazit offen: «Schade, dass es endlich vorbei ist.»


Wissen versus Fake News

Traditionsgemäss gehört zur Diplomfeier der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern eine Rede vom SHL-Stiftungsratspräsident, Urs Masshardt. Diesmal wolle und müsse er «über die Gewalt in der Welt», den Krieg in der Ukraine, reden. Trotzdem sollten die Diplo­mier-ten die Hauptdarsteller des Tages bleiben. Masshardt be­gann mit einer eingängigen Argumentationskette: «Viele politische Führer können lügen. Wir werden zum Spielball von Fake News. Wer permanent lernt, kann die Macht des Wissens erlangen und sich gegen Fake News wehren.» Dies sei ein wesentliches Element in einer Führungsrolle. Er folgerte weiter: «Macht ist, wenn einer macht und die andern mitmachen. Verantwortlich ist man für alles, was man macht oder nicht macht.»


«Imagine»

Als angehende Führungskräfte hätten sie als Hoteliers und Hotelièren die Aufgabe, zusammen mit ihren Mitarbeitenden «die Resilienz der Menschen im Alltag zu stärken». Konkret verwies er auf die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden sowie die Wertschätzung der Mitarbeitenden für die Gäste. Diese Haltung untermalte er mit dem Lied «Imagine» von John Lennon:


Refrain

You may say I’m a dreamer

But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us

And the world will be as one


Sie können sagen, ich bin ein Träumer

Aber ich bin nicht der Einzige

Ich hoffe, du wirst uns eines Tages beitreten

Und die Welt wird eins sein


Schlüssel zum Erfolg

Bei der Diplomübergabe, erstmals nach zwei Jahren ohne Pandemieeinschränkungen, lobte die Direktorin das SHL-2022-Space-Team. «Sie sind als Team zusammengewachsen und haben eruiert, wo Sie alle Ihr Spezialwissen sowie Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen haben.» In Augsburgers Augen war es «eine rundum ge­­glückte gemeinsame Reise, auf der die Ziele in ho­­hem Masse erreicht wurden und die Moral ‹on board› vertrauensvoll und gut war». Ihre Rede schloss Christa Augsburger mit dem Wunsch an die jungen Führungspersönlichkeiten: «Mögen Sie alle Ihre Galaxy finden und auf tollen Missionen Ihre Kompetenzen und Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen können.»


Die Diplomarbeit, die den Transfer zwischen Tradition und Moderne am besten darstellte, ist mit dem Kronenhallen Heritage Preis der Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung gekürt worden. Zudem sind die drei Studierenden, die das Studium mit den besten Noten abschlossen, mit Blumen und Gutscheinen von Relais & Château prämiert worden: Lars Betschart (Notenschnitt: 5,65), Jimi Müller (5,36) und Sabrina Zwicky (5,33). Da schulische Noten nie die individuelle und ganzheitliche Leistung der Studierenden abbilden, erhielten alle Diplomierten für ihre berufliche Weiterreise einen versilberten Schlüssel, den symbolischen «Schlüssel zum Erfolg» – und endlich das verdiente Diplom.


Diplomfeier 2022, Schweizerische Hotelfachschule Luzern

Junge Hoteliers sehen die Zukunft nicht rosig, sondern realistisch


Hotelier werden in Zeiten der Krisen? Die Hotellerie hat durch die Coronapandemie und den Ukrainekrieg einen ­schweren Stand. Wie sehen die drei besten jungen Hoteliers in ­diesen ­herausfordernden Zeiten ihre Zukunft? Sie beurteilen die ­Situation nicht rosig, sondern realistisch: die Krise als Chance. «Hotelier»: «Hotelière» hat an ihrer ­Diplomfeier in Luzern mit ihnen ­gesprochen.


Die Antworten auf die vier «Hotelier»: «Hotelière»-Fragen zeigen, dass die At­­traktivität des Berufs bei den jungen Hotelièren und Hoteliers ungebrochen ist. Die Ausbildung bietet eine breite Grundlage für viele mögliche Berufswege Von Zukunfts­zweifeln ist bei den jungen Führungskräften nichts zu spüren.

  1. Was war das Highlight der -Ausbildung an der SHL?
  2. Welches sind Ihre Erwartungen oder Hoffnungen trotz Pandemie und Krieg und der damit verbundenen schwierigen Situation für die Hotelbranche?
  3. Wo möchten Sie beruflich in zehn Jahren sein?
  4. Wo starten Sie Ihren beruflichen Weg mit dem Hotelierdiplom im Sack?

Lars Betschart, Brunnen

Jg. 1996 1. Rang: Note 5,65


Zu 1) Der Höhepunkt war für mich die Exkursion in die Weinhandlung Vergani nach Zürich. Die Weindegustation und die Köstlichkeiten der Tavolata, das war echtes Learnig by Doing.


Zu 2) Negative Erlebnisse sehe ich immer auch als Chancen. In unserer Branche müssen wir in dieser Hinsicht noch flexibler werden. Vor allem in der Digitalisierung ist noch viel zu tun. Ein gutes Beispiel ist in meinen Augen Das Morgen in Vitznau – Roboter, die servieren, oder das Self- Check-in. Wenn wir in diesem Bereich Fortschritte machen, dann können wir auch schneller und flexibler reagieren. Das ist auch die Erwartung, die ich an mich stelle.


Zu 3) Mein Traum ist es, als Generalmanager ein 5-Sterne-Stadthotel in New York zu führen.

Zu 4) Ab Mai werde ich im Parkhotel Vitznau als Junior Front Office Manager arbeiten. Dort habe ich bereits ein Praktikum absolviert. Im Herbst will ich in Luzern an der Fachhochschule das Bachelor-Studium beginnen.

Jimi Müller, Wädenswil

Jg. 1997 2. Rang: Note 5,36


Zu 1) Die Teamarbeiten und das vertiefte Kennenlernen von Produkten haben mich fasziniert. Vor allem die Geschichten hinter den Produkten interessieren mich.


Zu 2) Die Situation ist momentan schwierig, aber sie hilft auch und ist eine Chance. Der Wandel, der in der Branche bereits im Gang ist, wird beschleunigt. Der Weg zu nachhaltigem Tourismus hat in dieser Situation gute Chancen. Generell geht es darum, die einzelnen Personen und die einzelnen Produkte zu sehen und nicht die Masse. Und es geht um Entschleunigung.

Zu 3) Gerne möchte ich etwas Eigenes haben. Was, ist nicht so wichtig. Ich möchte selber bestimmen und gestalten können. Es soll ein nachhaltiges Unternehmen sein – nicht unbedingt ein Resti oder ein Hotel. Auch im Eventbereich kann ich mir etwas vorstellen.


Zu 4) Ich werden als Junior Food-Consultant bei Betty Bossi beginnen und im Bereich Produktentwicklung arbeiten.

Sabrina Zwicky, Meilen

Jg. 1994 3. Rang: Note 5,33


Zu 1) Die Vielfalt in der Ausbildung und die tollen Leute haben mir sehr gut gefallen. So verschieden wir alle sind, gab es gleichzeitig viel Verbindendes. Besonders viel gelernt habe ich über die Lebensmittel und die Wertschöpfungsketten.

Zu 2) Mir scheint, dass die Wertschätzung für den Beruf der Hotelière und des Hoteliers grösser wird. Die Gäste erkennen, ­welchen Knochenjob wir leisten, und das bei einem eher kleinen Lohn. Der Wandel passiert aber nicht einfach, wir müssen die drängenden Fragen auch angehen – die Löhne oder die 4-Tage-Woche. Die Hotellerie ist und bleibt eine tolle Branche, aber wir müssen den Gästen unsere Leistungen klar machen.


Zu 3) Etwas Eigenes aufmachen ist mein Ziel. Dazu habe ich mit Kollegen bereits ein Konzept entwickelt – Richtung Restaurant.


Zu 4) Ich starte beim GDI Gottlieb Duttweiler Institut als Managerin im Bereich Sales und Events.


Die Gespräche führte Hilmar Gernet.

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